Vorgeschichte von Konzernwatch.de
Ich unterhielt mich vor einiger Zeit mit einem Betriebswirtschaftler über das Geschäftsgebahren von AEG. Dieser sagte, dass es betriebswirtschaftlich völlig normal sei eine gewinnbringende Firma hier zu schliessen und sie an einem anderen Standort, der billigere Löhne oder sonstiges verspricht wieder aufzubauen. Das wäre ein reiner Vergleich der Kosten zu einer Ertragsvorschau des neuen Standortes.
Die Ethik bleibt bei solchen Entscheidungen völlig aussen vor. Diese Berechnungen zu erstellen ist Inhalt des Betriebswirtschaftsstudiums und die Manager sind darauf gespurt solche Berechnungen in die Tat umzusetzen.
Ich fragte mich, was man dagegen tun könnte und dann fiel mir die "Brent Spar" ein. Ein Öl-Tank der Firma Shell, der 1995 zusammen mit 53 Tanks und Förderplattformen aus Kostengründen in der Nordsee versenkt werden sollte. Der Protest der Umweltschützer war ungemein. Es gab Boykottaufrufe, die ein großes Echo in den Medien und der Bevölkerung fanden. Auch einige deutsche Behörden ließen ihre Autos nicht mehr bei Shell tanken. Daraufhin sanken die Umsätze der deutschen Shell-Tankstellen um bis zu 50%. Nach einem langen Medienkrieg beschloss Shell am 20. Juni 1995, die Plattform an Land zu entsorgen. Der Konzern reagierte auf die Krise mit einer Gegen-Kampagne unter dem Motto „Wir werden uns ändern".
Diese Erkenntnis war die Grundidee von Konzernwatch:
Machen wir ethische Entscheidungen zu betriebswirtschaftlichen Entscheidungen
Shell hatte sich gebeugt, da der wirtschaftliche Schaden höher geworden war als die Einsparungen, die durch das billige Entsorgen in der Nordsee zu erzielen gewesen wären. Der Kunde kann schliesslich nach Produkten von anderen Herstellern greifen.
Bei Konzernwatch geht es darum auf Entscheidungen der Konzerne aufmerksam zu machen, sie im Blog zu diskutieren und anschliessend zu bewerten. Diese Bewertungspunkte heissen "Brendies" (von Brent Spar) . Sie können sowohl negativ als auch positiv sein, werden aber in jedem Fall historisch gespeichert. Die Bewertungsskala geht von -5 bis +5 .
Ein Beispiel: Shell hätte für die Entscheidung Plattformen aus Kostengründen zu versenken -5 Brendies bekommen und wäre im Ranking der gewissenlosen Firmen nach oben gerutscht. Die völlige Zurücknahme der Entscheidung mit dem Versprechen : "Wir werden uns ändern" hätte zu einer positiven Bewertung von +5 Brendies geführt, sodass Shell rehabilitiert wäre.
Dies führt letztendlich zu einem Ranking der Firmen, welchem Konsumenten ansehen können, welche Produkte besser nicht im Einkaufskorb (oder Tank etc...) landen sollten.
Ausserdem werden die Bewertungen historisch gespeichert.